Die Merlion-Statue steht vor dem Geschäftsviertel von Singapur am Wasser
Expats in Singapur droht ein Ende der Willkommenskultur
Expatriot News October 2020
Die Frage, wie viele Expats in das Land kommen sollen, ist in den vergangenen Wochen nach ganz oben auf die politische Agenda gerückt.
Dazu kommt noch die Corona Krise und die Auswirkung auf Fremde / Expats
FACHKRÄFTE-ZUWANDERUNG
Singapur galt lange als einer der attraktivsten Orte für ausländische Fachkräfte und Manager. Doch in dem Stadtstaat wächst die Fremdenfeindlichkeit.
Hohe Gehälter, gute Karrierechancen, alle Annehmlichkeiten eines modernen Großstadtlebens und zwölf Monate im Jahr tropischer Sonnenschein: Die südostasiatische Metropole Singapur galt für Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland, die sich in Asien niederlassen wollen, lange Zeit als die erste Wahl. Weltweit haben Expats nur in der Schweiz ein besseres Leben, ergab eine Studie der Bank HSBC im vergangenen Jahr.
Doch angesichts einer historischen Wirtschaftskrise und einer steigenden Arbeitslosenrate droht den hochqualifizierten Ausländern in dem Stadtstaat ein Ende der Willkommenskultur: Die Frage, wie viele Expats in das Land kommen sollen und ob sie der einheimischen Bevölkerung gut bezahlte Jobs wegnehmen, ist in den vergangenen Wochen nach ganz oben auf die politische Agenda gerückt.
Die Regierung von Premierminister Lee Hsien Loong verschärft nun die Kriterien, die für eine Arbeitserlaubnis notwendig sind – und will gegen Unternehmen vorgehen, die Singapurer angeblich diskriminieren.
„Besonders in diesen unsicheren Zeiten, will ich alle Arbeitgeber daran erinnern, ihren Beitrag zu leisten, um die singapurische Kernbelegschaft auszubauen“, sagte Lee am Mittwoch im Parlament. Andernfalls müssten die Unternehmen mit Konsequenzen bei der Zuteilung neuer Arbeitsgenehmigungen für Ausländer rechnen.
Am Tag zuvor hatte bereits Lees Arbeitsministerin Josephine Teo angekündigt, eine Untersuchung gegen Unternehmen einzuleiten, deren „singapurischer Kern“ geschwächt sei. Sie wolle diese Firmen dazu bringen, ihr Profil mit Blick auf die Herkunft der Angestellten neu zu gestalten.
In der Bevölkerung wächst die Unzufriedenheit
Teos Ministerium hatte Anfang August 47 Arbeitgeber wegen des Verdachts auf Diskriminierung der einheimischen Bevölkerung auf eine Beobachtungsliste gesetzt. Die namentlich nicht genannten Unternehmen sollen den Regierungsangaben zufolge insgesamt mehr als 40 Prozent ihrer Fach- und Führungskräfte aus dem Ausland rekrutiert haben. Ein großer Teil der Firmen komme aus der Finanzbranche.
Ausländisches Personal anzuheuern soll nun auch teurer werden: Seit 1. September gibt es eine Arbeitserlaubnis nur noch ab einem monatlichen Mindestgehalt von umgerechnet rund 2800 Euro. Diese untere Schwelle wurde in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal angehoben.
Im Frühjahr lag sie noch bei 2200 Euro. Für den Finanzsektor sollen die Mindestgehälter im Dezember noch weiter steigen. „Ich wäre nicht überrascht, wenn künftig weniger Visa vergeben werden, weil die Nachfrage nach Ausländern sinken wird“, kommentierte Grant Torrens, Singapur-Chef des Personaldienstleisters Hays.
Mit der geplanten Beschränkung des Fachkräftezuzugs reagiert die Regierung auf wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Die oppositionelle Arbeiterpartei, die bei der Wahl im Juli so viele Parlamentssitze wie noch nie erobern konnte, hatte in ihrem Wahlprogramm eine Beschränkung des Zuzugs von ausländischen Arbeitnehmern gefordert.
In den sozialen Medien sorgte zuletzt eine Zunahme von fremdenfeindlichen Äußerungen für Aufsehen, die sich unter anderem gegen den aus Indien stammenden Chef der singapurischen Bank DBS Piyush Gupta richteten.
Regierung auf der Seite der Singapurer
Auch der Staatsfonds Temasek geriet in den vergangenen Wochen in die Kritik: Online wurden LinkedIn-Profile von ausländischen Temasek-Mitarbeitern geteilt, verbunden mit der Kritik, weshalb das Unternehmen stattdessen keine Einheimischen einstelle. Temasek verurteilte dies als „spalterische, rassistische Kampagne“.
Premier Lee versuchte im Parlament zu einer rhetorischen Abrüstung beizutragen: „Auch wenn wir unsere Kriterien für Arbeitsgenehmigungen anpassen, dürfen wir den Eindruck nicht erwecken, dass wir uns abschotten“, sagte er. Ein internationales Geschäftszentrum zu sein sei schließlich Singapurs Erfolgsrezept.
Gleichzeitig unterstrich er aber: „Die Regierung wird immer auf der Seite der Singapurer sein.“ Jobs für Ausländer zu schaffen habe nur den Zweck, letztendlich den Lebensstandard der einheimischen Bevölkerung zu verbessern.
Singapurs Wähler haben der Regierung einen Denkzettel verpasst – und das liegt auch an Jamus Lim. Der junge, charismatische Ökonomieprofessor hat als Kandidat der oppositionellen Arbeiterpartei mit einer einfachen Frage für Furore gesorgt: Er wolle wissen, warum in einem so reichen Land wie Singapur so viele Menschen wirtschaftlich abgehängt würden, sagte der 44-jährige frühere Weltbank-Volkswirt im Wahlkampf. Er forderte mehr Unterstützung für Geringverdiener und die Einführung eines Mindestlohns.
Angesichts der schwersten Rezession in seiner Geschichte, die dem südostasiatischen Stadtstaat in Folge der Coronakrise droht, kam die Botschaft bei den Wählern an.
Nach einem viel beachteten Auftritt in einer TV-Debatte errang Lim, der an der Harvard-Universität studierte und zuletzt an einer Business School in Singapur lehrte, einen Sitz im Parlament. Er ist damit Teil eines Überraschungserfolgs der Opposition, die der regierenden Partei PAP von Premierminister Lee Hsien Loong eines der schlechtesten Ergebnisse in ihrer Geschichte bescherte.
Ihre komfortable Mehrheit behält die Regierungspartei wie erwartet trotzdem: Die PAP ist in Singapur seit sechs Jahrzehnten ununterbrochen an der Macht – so lange wie keine andere Partei in einer Demokratie. Ihr helfen dabei ihr massiver Einfluss auf die Massenmedien und ein Rechtssystem, das einen kritischen Umgang mit der Regierung extrem schwierig macht.
Im Vergleich zur letzten Wahl vor fünf Jahren ist die Zustimmung zur Regierungspolitik dennoch deutlich gesunken: Die PAP kam auf 61 Prozent der Stimmen – ein Minus von rund neun Prozentpunkten. Das Ergebnis ist nur um einen Hauch besser als im Jahr 2011, als die Regierungspartei das schlechteste Resultat in ihrer Geschichte holte.
Im Parlament bleibt die PAP aber weiter die dominierende Kraft – aufgrund des Mehrheitswahlrechts, das ihr überproportional viele Sitze sichert. Sie kommt nun auf 83 der insgesamt 93 Mandate. Die Arbeiterpartei, die es als einzige von zehn Oppositionsparteien ins Parlament schaffte, stellt in der nächsten Legislaturperiode zehn Abgeordnete.
Regierungschef Lee räumte eine gewisse Enttäuschung über das Ergebnis ein. „Wir haben ein klares Mandat bekommen, aber der Anteil an Wählerstimmen ist nicht so hoch, wie ich es mir erhofft hatte“, sagte Lee.
„Das war keine Gute-Laune-Wahl“
Der 68-Jährige hatte die Wahlen, die spätestens im kommenden Jahr stattfinden sollten, inmitten der Coronakrise gegen Kritik aus der Opposition vorgezogen. Beobachter sahen dahinter das Kalkül, dass Regierungsparteien in Krisenzeiten oftmals profitieren.
In diesem Fall traf das aber nicht zu: „Das Resultat spiegelt den Schmerz und die Unsicherheit, die viele Singapurer spüren, wider“, sagte Lee. „Das war keine Gute-Laune-Wahl“, fügte er hinzu.
Singapur kämpft seit Monaten mit den medizinischen und wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie. Der knapp sechs Millionen Einwohner große Stadtstaat hat mit mehr als 45.000 Fällen pro Kopf gerechnet eine ähnlich hohe Infektionszahl wie Brasilien. Den Behörden war es zwar zu Beginn der Pandemie gelungen, den Ausbruch mit strengen Quarantäneregeln und einer hocheffizienten Kontaktverfolgung unter Kontrolle zu halten.
Die Regierung vernachlässigte aber in ihrer Anti-Corona-Politik die Gastarbeiterheime, in denen Hunderttausende Ausländer auf engstem Raum zusammenleben. Dort breitete sich das Virus dann in rasanter Geschwindigkeit aus.
Kritik an der Krisenpolitik bekam Lee im Wahlkampf unter anderem von seinem Bruder Lee Hsien Yang, der sich kurz vor der Wahl der oppositionellen Progress Singapore Party angeschlossen hatte. Er beklagte, dass die PAP – die der Vater der beiden Brüder, Staatsgründer Lee Kuan Yew gegründet hatte – zu elitär geworden sei und die Alltagsprobleme der Menschen in Singapur vernachlässige.
Für ein Abgeordnetenmandat kandidierte er aber nicht, mit der Begründung, dass Singapurs Politik schon genug Lees gesehen habe. Auch seine Parteifreunde konnten sich bei der Wahl am Freitag nicht durchsetzen.
Die Stimmabgabe war geprägt von Sicherheitsmaßnahmen, die die Gesundheitsrisiken minimieren sollten. Wähler waren aufgefordert, in den Warteschlangen einen Meter Abstand voneinander zu halten. Es bestand absolute Maskenpflicht.
Lees letzte Wahl
Vor dem Ausfüllen der Stimmzettel wurden Plastikhandschuhe verteilt. Die Wahllokale sollten halbstündlich desinfiziert werden. Weil das Prozedere viel Zeit kostete, wurde die Stimmabgabe um zwei Stunden verlängert.
Für Premier Lee, der seit 2004 im Amt ist, war es womöglich die letzte Wahl als Regierungschef. Er hatte mehrfach angekündigt, mit seinem 70. Geburtstag das Amt abgeben zu wollen. Das wäre in zwei Jahren. Mit Finanzminister Heng Swee Keat hat sich die Partei auch bereits für einen wahrscheinlichen Nachfolger entschieden.
Möglich ist, dass die Regierung angesichts des für ihre Verhältnisse schlechten Wahlergebnisses stärker auf populistische Politik umschwenkt, wie sie es bereits nach dem schlechten Abschneiden im Jahr 2011 tat.
Damals reagierte sie unter anderem mit einer Beschränkung der Zuwanderung und Maßnahmen gegen steigende Wohnkosten. Als Folge der Coronakrise hatte die Regierung bereits in den Monaten vor der Wahl mehrere Konjunkturpakete mit einem Volumen von mehr als 70 Milliarden US-Dollar beschlossen. Für dieses Jahr rechnen die Behörden mit einem Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um bis zu sieben Prozent.
Nach der Wahl am Freitag deutete Lee an, dass für ihn auch eine Verschiebung seines Ruhestands in Frage kommt. Er sagte, er wolle so lange an Singapurs Spitze bleiben, bis die Covid-19-Krise überstanden sei.
Das Coronavirus in den Gastarbeiterheimen gerät außer Kontrolle
Singapur hatte die Coronavirus-Krise fast im Griff. Doch nun schockiert ein massiver Ausbruch in den Wohnheimen für ausländische Gastarbeiter den reichen Stadtstaat.
Singapur
Mithilfe von strikter Quarantäne für Infizierte und Reisende aus dem Ausland konnte die Metropole die Viruskrise beinahe vollständig eindämmen.
Bangkok Singapur ist zwar eines der wohlhabendsten Länder der Welt, bei ihren Gastarbeitern sparen viele Unternehmen in dem Stadtstaat aber, wo es nur geht. In einem der Wohnheime im Nordosten der Metropole können Arbeitgeber für ihre Beschäftigten Unterkünfte zu Dumpingpreisen mieten: Knapp 200 Euro pro Monat kostet ein 48 Quadratmeter großes Zimmer, in dem auf Stockbetten zehn bis 18 Personen einquartiert werden.
Bei den Bewohnern handelt es sich meist um Zuwanderer aus Ländern wie Indien und Bangladesch. Insgesamt leben rund 200.000 ausländische Arbeiter in Singapur auf engstem Raum in den Billigwohnheimen.
CORONA-BESCHRÄNKUNGEN
Quarantänepflichten und gestrichene Flüge: Asiens Neustart im Reisegeschäft verläuft chaotisch
Von Indien über Thailand bis nach Singapur versuchen die Regierungen, den Reiseverkehr wieder anzukurbeln. Dabei kommt es zu Problemen. Auch die Lufthansa ist betroffen.
TIMO RECKER
Fleischkonzernerbe will in Asien mit Fleischersatz punkten
Mit dem Start-up Like Meat hatte Timo Recker in Europa Erfolg. Nach dem Verkauf der Firma will der junge Gründer nun Asiaten vom Fleischkonsum abbringen. Timo Recker
Sein neues Lebensmittel-Start-up mit dem Namen Next Gen Foods will der Unternehmer an diesem Donnerstag in Singapur offiziell vorstellen.
Bangkok Timo Recker schließt vor seinem Gesicht Daumen und Zeigefinger zu einer ovalen Form zusammen. So groß sollen seine Hähnchenimitate aus Soja in etwa werden, erklärt der Unternehmer aus Niedersachsen, der mit seinem Produkt die Menschen in Asiens Großstädten zu weniger Fleischkonsum ermutigen will. Aussehen und schmecken werde sein pflanzlicher Fleischersatz wie ein saftiger Schenkel, verspricht Recker. „Nur eben ohne Haut und Knochen“, fügt er hinzu.
ZAHLUNGSDIENSTLEISTER
Singapurer Finanzaufsicht verbietet Wirecard Zahlungsgeschäft
Singapur ist ein Hauptschauplatz des Betrugs um den Zahlungsdienstleister. Die dortige Regierung verbietet Wirecard nun das Geschäft in dem Inselstaat.
Aschheim Der insolvente Zahldienstleister Wirecard muss auf Anordnung der Regierung von Singapur sein Geschäft in dem südostasiatischen Inselstaat einstellen. Die Finanzaufsicht MAS ordnete am Mittwoch an, dass die örtlichen Wirecard-Gesellschaften bis 14. Oktober keine Zahlungen mehr abwickeln dürfen und sämtliche Kundengelder zurückzahlen müssen.
Singapur ist ein Hauptschauplatz des mutmaßlichen Milliardenbetrugs, der das Unternehmen Ende Juni in die Insolvenz trieb. Der Stadtstaat ist sowohl Sitz der Wirecard-Asienholding als auch einer örtlichen Tochtergesellschaft. Über einen Treuhänder in Singapur hatte Wirecard nach derzeitigem Ermittlungsstand jahrelang erschwindelte Umsätze in Milliardenhöhe gebucht. Die Singapurer Finanzaufsicht ermittelt seit gut eineinhalb Jahren.
Zentrale von Wirecard
Wie kann man künftig vorgehen, um derartige Bilanzskandale zu verhindern? Die Bundesregierung zieht erste Schlussfolgerungen.
Aschheim/ München Der Insolvenzverwalter des durch einen milliardenschweren Bilanzskandal in die Pleite gestürzten Zahlungsabwicklers Wirecard rührt weiter die Werbetrommel für den Verkauf einzelner Unternehmensteile. Zahlreiche Investoren seien an einem Erwerb der rumänischen Tochter interessiert und dürften in der kommenden Woche verbindliche Angebote abgeben, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung des Insolvenzverwalters Michael Jaffé.
Hohes Interesse bestehe auch an indonesischen Töchtern sowie an dem Geschäft in Vietnam. Für diese lägen mehrere indikative Angebote vor. Auch Gesellschaften in Singapur sollen unter den Hammer kommen, ein eigens bestellter Manager dafür braucht aber noch den Segen der Behörden.
BILANZ-SKANDAL
Singapur erhebt erste Anklage im Wirecard-Skandal
Die Behörden in Singapur werfen einem früheren Wirecard-Treuhänder betrügerische Absichten vor. Die Ermittler vermuten, dass Dokumente gefälscht wurden.
Blick auf Singapur
Die Behörden des Stadtstaates haben einen ehemaligen Wirecard-Treuhänder angeklagt.
Die juristische Aufarbeitung des Wirecard-Skandals kommt auch in Asien voran: Die Behörden in Singapur haben eine erste Anklage erhoben. Sie werfen dem lokalen Geschäftsmann S. vor, vorsätzlich und in betrügerischer Absicht Dokumente gefälscht zu haben. Das geht aus Anklageschriften hervor, die dem Handelsblatt vorliegen.
VIRUSBEKÄMPFUNg
Singapur zeigt die Schwächen von Corona-Apps – und setzt auf ein neues Gerät
Singapurs Corona-App gilt als Vorbild für Deutschland. Doch nun zeigt deren Anwendung ihre Tücken. Die Behörden setzen dort jetzt auf neue Technik.
Corona-App
Die App wertet Bluetooth-Signale von anderen Nutzern aus, die die App ebenfalls installiert haben.
Bangkok Die App zur Eindämmung des Coronavirus hat Singapur zum globalen Vorbild gemacht: Vor beinahe drei Monaten startete die Smartphone-Anwendung, die den Behörden des Stadtstaates bei der Suche nach Kontaktpersonen von Infizierten helfen sollte. Doch die Bilanz des Systems ist durchwachsen.
Wenige Tage, bevor eine ähnliche App in Deutschland starten soll, schwenkt Singapur nun auf eine neue Strategie um: Wegen der schlechten Erfahrungen mit der Smartphone-Anwendung setzt die Regierung künftig auf ein eigens entwickeltes Gerät, das völlig unabhängig von Handys funktionieren soll – und womöglich verpflichtend werden könnte.
KAMPF GEGEN CORONA
Wie die Warn-App das Infektionsrisiko berechnet
Die Bundesregierung will mit einer App die Ausbreitung des Coronavirus bremsen. Eine mathematische Formel soll die komplexe Realität abbilden.
Corona-Warn-App
Das Smartphone als Sensor: Die Corona-Warn-App soll Nutzer vor Infektionsrisiken warnen.
Düsseldorf Die Gefahr durch das Coronavirus ist längst nicht gebannt, trotz der zuletzt sinkenden Fallzahlen in Deutschland: Bei Partys und Gottesdiensten beispielsweise haben sich zuletzt wieder zahlreiche Menschen angesteckt.
Die Warn-App der Bundesregierung soll ab nächster Woche helfen, die Verbreitung des Erregers zu stoppen. 20 Millionen Euro hat die Entwicklung gekostet. Wenn sich ein Nutzer bei einem Corona-Kranken infiziert haben könnte, soll er einen Hinweis bekommen – und sich rechtzeitig in Quarantäne begeben können.
CORONA
Entwicklung der Warn-App hat 20 Millionen Euro gekostet
Kurz vor dem Start werden weitere Details zur Corona-Warn-App bekannt. Gleichzeitig werden Forderungen nach einer gesetzlichen Grundlage lauter.
Corona-Warn-App
So soll sie aussehen: Der Startbildschirm der Corona-Warn-App.
Berlin Die Entwicklung der Corona-Warn-App der Bundesregierung durch den Softwarekonzern SAP und die Deutsche Telekom hat rund 20 Millionen Euro gekostet, hieß es am Donnerstag aus Regierungskreisen in Berlin. Hinzu kämen pro Monat Betriebskosten in Höhe von bis zu 3,5 Millionen Euro. Ein großer Kostenblock sei dabei die Telefonhotline. Über sie können sich Anwender helfen und sich im positiven Testfall verifiziert lassen. Die Hotline müsse rund um die Uhr und in Sprachen wie Deutsch, Englisch und Türkisch erreichbar sein.